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Ausstellung
Miloš Trakilović
All But War Is Simulation
13. September - 18. Oktober 2020

Das Werk Miloš Trakilovićs – gleichermaßen poetisch und theoretisch – bewegt sich fließend zwischen unterschiedlichen Themenbereichen. Seine Arbeit nimmt häufig das Format von Lecture-Performances an, in denen er, sich direkt an das Publikum wendend, Verbindungen zwischen scheinbar disparaten Themen aufdeckt und dabei seine jüngsten Erkenntnisse nicht als Fakten, sondern als Spekulationen präsentiert. Durch die Zusammenführung kritischer Theorie, Populärkultur und persönlicher Erfahrungen schafft Trakilović äußerst wirkungsvolle Sequenzen, die Ausdruck von Veränderlichkeit sind. Innerhalb der übergreifenden Themen Migration, Militarisierung und digitale Technologien ist Trakilović an Komplexität und Komplizenschaft interessiert: Er sucht weder anthropologische Distanz noch binäre Konstrukte von Schuld und Unschuld. Indem sich Trakilović selbst direkt in seinem Werk platziert, ist er in der Lage, diese Beziehungen zu artikulieren und sich gleichzeitig von Neutralitätsillusionen zu lösen.

Mit einem Hintergrund im Bereich Experimentalfilm und Neuer Medienkunst sowie mit persönlichen Erfahrungen mit Krieg und Migration befasst sich Trakilovićs in seiner künstlerischen Praxis immer wieder mit der Art und Weise, wie marginale Erfahrungskategorien – etwa der Verlust der Nationalität – häufig alles andere als marginal sind. Was peripher erscheinen mag, ist oft sinnbildlich zentral. Ein Ort, an dem Macht in ihrer unvermindertesten Form sichtbar wird.

In All but War Is Simulation setzt Trakilović seine Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Massenmedien und digitalen Technologien auf politische Subjektivität und nationale Konstrukte fort. Eine 2-Kanal-Videoinstallation, die als Ausgangspunkt ein Dokument aus dem Krieg in Bosnien nimmt, verbindet historische Aufzeichnungen mit Spekulation und Theorie. Die Post-It Notiz eines Flüchtenden enthält eine Liste von Gegenständen, die vor der unmittelbar bevorstehenden Vertreibung der Familie aus ihrem Haus mitgenommen werden sollen. Alle Objekte sind in irgendeiner Weise mit Erinnerungen verbunden – sie verdeutlichen den Impuls, an einer Realität festzuhalten, die bereits unwiderruflich verändert ist. Sie zeigen die Notwendigkeit des Überlebens angesichts des alltäglichen Krieges auf, der das Leben auf eine handvoll Gegenstände reduziert.

Der Titel von Werk und Ausstellung bezieht sich auf den Namen eines Unternehmens, das Kriegssimulationen für militärische Übungszwecke entwickelt. Ihr Slogan „All but War Is Simulation“ erkennt auf ironische Weise die Grenzen des eigenen Produkts an: Nichts kann in adäquater Weise auf den Krieg vorbereiten. Indem Trakilović den Raum in gelbes Licht taucht, stellt er das ursprüngliche Dokument – die Post-It-Notiz – im Ausstellungsraum in den Vordergrund und suggeriert, dass Konflikte nicht einfach eine bestimmte Zeitspanne darstellen, sondern eine materielle Konfiguration, in die wir unwiderruflich verstrickt sind.

Miloš Trakilović , war in Residence. Mehr erfahren