Emma Howes und Justin Kennedy verstehen Choreografie als eine Möglichkeit der Recherche und Spekulation. In ihrer gemeinsamen Arbeit Alive Presents Presents entwickelten die beiden Künstler:innen eine Reihe von Workshops und Performances, um die Erfahrung und Übersetzbarkeit von Tranceformen zu analysieren.
Some Murder Theatre in Here, das während ihres Aufenthalts bei Callie’s entwickelt und im Grünen Salon der Volksbühne aufgeführt wurde, resultierte in einer luziden Daueroper, die mit einem vierstündigen „cave-rave“ (Höhlenrave) begann, bei dem die Teilnehmer:innen ununterbrochen tanzten. Um die Unmöglichkeit des Verstehens ohne Beteiligung zu unterstreichen, wurden die Türen für die letzte Stunde des Tanzes für das Publikum geöffnet, worauf eine erweiterte Theaterinszenierung folgte. Choreografie, Storytelling, Harfenisten:innen und Segways, Meditationen, Laubbläser und Nebelmaschinen schufen ein erweitertes, vielstimmiges Arrangement. Die Partitur wurde auf großen Spiegeln im Raum selbst und in den Zymns Zines festgehalten – einer von den Teilnehmer:innen zusammengestellten Sammlung von lyrischen Inhalten und Kunstwerken, damit das Publikum der sich verschiebenden Handlungslinie folgen konnte – und ermöglichte so die Rekonfiguration eines traumähnlichen Zustands.
Das komplexe Modell der immersiven Choreografie, wie etwa in Some Murder Theatre in Here, spiegelt die vielseitigen Interessen und Fragestellungen der Künstler:innen wider. Emma Howes studierte Ballett und Barockoper, bevor sie Ensemblemitglied des Canadian Contemporary Dance Theatre wurde. Ihre expansive choreografische Praxis umfasst öffentliche Interventionen, kinästhetische und architektonische Studien mit einer zugrunde liegenden zeichnerischen Komponente in Form von grafischen Partituren für Performances. Justin Kennedy studierte Tanz und Ethnische Studien an der Wesleyan University und Choreografie am HZT Berlin. Gemeinsam leiten Howes und Kennedy regelmäßig Workshops zu Trance-Tanz und Science-Fiction-Oper und veranstalten Alive … & then Some als jährlich stattfindendes Labor in einem Opernhaus in Porto, Portugal.
Emma Waltraud Howes ist eine in Toronto geborene Tänzerin und Choreografin. Howes studierte Ballett und Barockoper, bevor sie Ensemblemitglied des Canadian Contemporary Dance Theatre wurde. Sie erwarb ein Zertifikat für professionelles Training am Toronto Dance Theatre, Toronto, einen BFA am Emily Carr Institute of Art and Design, Vancouver sowie einen MFA an der Concordia University, Montreal, wo sie ein internationales Stipendium für die Teilnahme am Programm New Artistic Strategies der Bauhaus-Universität Weimar erhielt. Ausgewählte Einzelausstellungen: Scores for Daily Living, ZIL Cultural Center, Moskau (2019); Scores for Daily Living, Quartier Am Hafen, Köln (2019); Scores for Daily Living, Kunstmuseet Nord-Trøndelag, Namsos (2018); The Nine Returns to the One, The Place, London (2018); Stage Directions for a Mouth, Blackwood Gallery, Mississauga (2016); Ankyloglossia (n. tongue-tie), Künstlerhaus Bethanien, Berlin (2014). Howes lebt und arbeitet in Berlin.
Justin Francis Kennedy ist ein Tanzkünstler aus St. Croix, Virgin Islands. Er studierte Tanz und Ethnische Studien an der Wesleyan University und erwarb einen MA in Choreografie am HZT Berlin. Er leitet Workshops über Trancetanz und Science-Fiction-Oper und hat mit und für Künstler:innen wie Emma Howes, Ethan Braun, Nkisi, Jeremy Shaw, Ligia Lewis, Isabel Lewis, Tino Sehgal, Adam Linder, Liz Kinoshita, Jeremy Wade, Peaches und Faustin Linyekula gearbeitet. Kennedy lebt und arbeitet in Berlin.
Zu seinen jüngsten Engagements bei Alive Presents gehören: Unfurl: a lucid sci-fi opera, 11. Berlin Biennale, Martin Gropius Bau, Berlin (2020); Some Murder Theatre in Here, Grüner Salon der Volksbühne, Berlin (2020); und Alive, Ateneu, Porto, Portugal (2019). Kommende Workshops werden bei ImPulsTanz im Sommer 2021 stattfinden.