Das Projekt Sensus Communis bringt Evelyn Benčičová (bildende Künstlerin), Enes Güç (Animator/3D-Designer), LABOUR (Komponist:innen/Klangdesign) und Zeynep Schilling (Grafikdesignerin) zusammen. Die Künstler:innen haben bereits zuvor zusammengearbeitet, etwa bei der Konzeption audiovisueller Shows, Ausstellungen in Multimedia-Galerien und Aufführungen u.a. bei Berlin Atonal, dem Sensorium-Festival, im Dark Mofo Tasmania oder dem Tschechischen Nationaltheater. Für dieses Projekt kollaborieren sie mit Joris Demnard von Ikonospace, einer Plattform zur Anwendung von 3D-Technologien in der Visuellen Kunst sowie mit neomento, einer Therapie- und Forschungsgruppe zu Virtual Reality an der Berliner Charité. Während ihres Aufenthalts bei Callie’s arbeitete die Gruppe an der Konzeption einer multisensorischen VR-Installation mit dem Titel Sensus Communis. Der lateinische Begriff des Titels nimmt Bezug auf einen mythischen sechsten Sinn, von dem man glaubte, er besäße die Kraft alle Sinne miteinander zu vereinen.
Durch den Einsatz von Virtual Reality, verräumlichten Klängen, Tast- und Geruchsinn, erforscht die Gruppe die Möglichkeiten, wie binäres Denken transzendiert werden kann. Die VR-Erzählung wird einschlägige Fragen zu nicht-nachhaltigem Wachstum und Akkumulation, ökologischer Zerstörung, ideologischen Konflikten und digitaler Überwachung aufwerfen. In dem Verständnis, dass Gewalt nie sublimiert, sondern nur konsumiert, schlägt das Projekt vor, Empathie durch die Nutzung von VR-Plattformen zu erweitern und so buchstäblich die Perspektive zu verändern. Eingetaucht in die nicht-physische Welt der VR über Kopfhörer und Headsets, begegnen und interagieren die Teilnehmenden auch mit physischen Objekten, die ihnen vorgeführt werden. Jede individuelle Wahrnehmung wird zusätzlich durch die kollektive Erfahrung von synthetischen Düften und Sound beeinflusst, der sich im Raum ausgehend von einer Lautsprecheranordnung auf sechs Kanälen verteilt. Dieses ehrgeizige Projekt veranschaulicht die umfangreichen Möglichkeiten einer multidisziplinären Zusammenarbeit sowie die Rolle von Kunst und Technologie bei der Behandlung komplexer sozialer Fragen.