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Susi Hinz
Geboren 1988 in Naumburg an der Saale, ehemalige DDR; lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland.

Die Wahrnehmung der uns umgebenden Dinge bildet den Ausgangspunkt für die interdisziplinäre Praxis von Susi Hinz. Darin sammelt die Künstlerin Formen, Bilder, Worte und Objekte, setzt sie zueinander in Beziehung und rahmt in der Zusammenführung dieser Alltagsfragmente kritische Auseinandersetzungen mit unserer Gegenwart. Mit ausgeprägter Sensibilität für Verstrickungen und die Möglichkeiten, scheinbar zusammenhangslose Dinge miteinander zu verweben, collagiert, konfrontiert und überlagert Hinz organische sowie von Menschenhand geschaffene Objekte zu assoziativen Gedankensystemen. So hinterfragt die Künstlerin Themen wie Begierde, Konsum, menschliches Bewusstsein und den Drang zur Selbstverwirklichung in einem Prozess der Gegenüberstellung, in dem zahlreiche Phasen aufeinander folgen: Objekte werden zu Skulpturen, Zeichnungen entwickeln sich zu konzeptionellen Aussagen, Collagen werden in bedruckten Stoff übersetzt, der wiederum zu tragbaren Objekten verarbeitet wird, wodurch Performances und neue, konzeptuelle Räume entstehen. Indem sie diesem instinktiven Prozess freien Lauf lässt, zitiert sich die Praxis von Hinz auf vielfältige Weise selbst, baut auf vergangenen Forschungen und Projekten auf, expandiert dabei weiter und greift nach neuen Materialien und Fragestellungen.

Nach einer Berufsausbildung zur Schneiderin und einem anschließenden Modestudium an der Weißensee Kunsthochschule Berlin (2007-11) distanzierte sich Hinz zunehmend von der Welt der kommerziellen Mode und erweiterte die Medien ihrer Arbeit in vielfältiger Weise. Zwei ihrer Kollektionen, die sie während ihres Studiums entwarf, Brilliant Housemates und HEADMACHINE, zeugen bereits von ihrer Sicht auf Kleidung als Kommunikationsmittel: als tragbare Skulpturen, die mit dem Körper interagieren, statt ihn nur zu bedecken. Die letztgenannte Kollektion integrierte Hinz in die Performance HEADMACHINE: Ego im Gegenego im Juli 2019 und zeigte neben ihren tragbaren Skulpturen, die von zahlreichen Performer:innen in den gläsernen Innenräumen der Gewächshäuser in Berlin-Dahlem präsentiert wurden, auch großformatige Zeichnungen, eine Soundcollage sowie ihre „system models“: skulpturale Arbeiten, die in gefundenen Materialien ihren Ausgang haben und von der Künstlerin nach einer intuitiven Logik zusammensetzt sind. Trotz ihrer unterschiedlichen Formate sind all diese Werke Teil einer gemeinsamen ästhetischen und thematischen Auseinandersetzung.

Im Laufe ihrer Residency bei Callie’s erweiterte Hinz mit ihrem „Raumbuch“-Projekt Das Armgehirn des Nochmensch ihre Praxis einmal mehr auf ein weiteres Medium. Hinz nutzte die vier Kapitel „Wall“, „Nuclear Fusion“, „Hikikomori“ und „Hydra“ als Gliederung, um gesammeltes Bildmaterial und ihre Gedichte zu collagieren, zu überlagern und zu verdichten. Mit dem Buchformat gab sie sich ein formales Ventil, um vergangene Themen und Interessen wieder aufzugreifen und gleichzeitig neue Fragestellungen zu entwickeln. Diese Selbstbetrachtung wurde zum Ausgangspunkt für die erste Einzelausstellung der Künstlerin, die im September 2020 bei Callie’s eröffnet wurde.

Susi Hinz wurde 1988 in der mitteldeutschen Stadt Naumburg an der Saale geboren. Nach einer Berufsausbildung zur Schneiderin (2007-10) schloss sie 2016 den Bachelor of Arts in Modedesign an der Weißensee Kunsthochschule Berlin ab. In der Folge wurden ihre Arbeiten in zahlreichen Gruppen- und Einzelaustellungen gezeigt, so zum Beispiel beim Ausstellungsfestival unselect der Kleinen Humboldt Galerie, Gewächshäuser Dahlem (2019), Curatorial Part Uno, Alte Münze (2018) sowie Affen, Steine, Kühlerhauben, Kunstquartier Bethanien (2017). 2017 zeigte Hinz mit AktionV01 eine siebentägige interaktive Performancearbeit in einer Werbebox, der Vitrine01, in der U-Bahn-Station Birkenstraße, Berlin-Moabit. Im Jahr 2016 erhielt Hinz den Mart-Stam-Preis für Absolvent:innen der Weißensee Kunsthochschule Berlin. Sie lebt und arbeitet in Berlin.